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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 37

1895 - Straßburg : Heitz
37 Steuern und Zölle. Dieselben scheiden sich in direkte und indirekte Steuern. An der Spitze der direkten Steuern steht in jedem der drei Bezirke ein Steuerdirektor, dem zur Veranlagung der Steuern und zur Ueberwachuug des Katasterwesens in jedem Kreise zwei bis drei Steuer- kontroleure untergestellt sind: Direkte Steuern sind: Grund-, Personal-, Patent-, Mobiliar-, Thür- und Fenstersteuer. Der Verwaltung der indirekten Steuern steht ein Generaldirektor in Straßburg vor. Das Land zerfällt in elf Hauptamtsbezirke, und zwar sind in Diedenhosen, Metz, Saarburg, Schirmeck, Münster und Altkirch Hauptzollämter, denen je ein Oberzoll- inspektor vorsteht, in Mülhausen, Colmar, Straßburg, Hagenau, Saargemünd Hauptsteuerämter, an deren Spitze Obersteuerinspektoren stehen. Jedem dieser Aem- ter stehen zur Ueberwachuug der Steuer- und Neben- Zollämter sowie zur Leitung des Aufsichtsdienstes Ober- grenzkontrolenre resp. Oberstenerkontroleure uuter. Das Forstwesen zerfällt in drei Forstabtei- lungen, entsprechend den drei Bezirken des Landes, deren Vorsitzende die Bezirkspräsidenten sind. Die Forstabteilung Ober-Elfaß zählt drei Forstmeister- bezirke, die sich wiederum in 17 Oberförstereien gliedern, die Forstabteilung Unter-Elsaß vier Forst- me.sterbezirke mit 24 Obersörstereien, die Forstab- teilung Lothringen fünf Forstmeisterbezirke mit 22 Oberförstereien. Das Bergwesen steht dem Ministerium unter.

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 58

1895 - Straßburg : Heitz
58 Ii. Der Kreis Mülhausen,! 144,000 Einwohner. 626 □ km. 1. Mülhausen* (76,800 Einw.), in einer weiten Ebene zwischen den Vogesen und dem Rhein, an der Jll, dem Rhein-Rhone-Kanal und der Eisenbahn von Straßburg nach Basel, ist die gewerbreichste Stadt des Elsaß, in großem Aufschwünge begriffen. Die hervorragendsten Gebäude sind: das im 16. .Jahrhundert erbante Stadthaus, welches im Jahre 1846 verschönert wurde; die katholische Kirche, die protestan- tische Kirche; die Synagoge; das neue Museum, das Gewerbemuseum, das Garnisonslazarett und die großen Fabrikgebäude. Nicht zu übersehen ist die Arbeiterstadt. Die Gründung derselben durch den Bürgermeister I. Dollsus fällt in das Jahr 1855. Sie zählt jetzt über 1000 einstöckige und zweistöckige Häuser, in denen die Arbeiter für einen mäßigen Zins wohnen, durch dessen Zahlung sie nach einer Reihe von Jahren Eigentümer derselben werden. Die Arbeiterstadt umfaßt zugleich wohlthätige Einrichtungen, wie Speisehans, Badeeinrichtung, Lesezimmer u. s. w.- Man unterscheidet eine alte und eine neue Arbeiter- stadt. Die Stadt ist der Mittelpunkt der Industrie von Elsaß-Lothringen und hat Baumwollspinnereien, Maschinen-Webereien, Tuchfabriken, Werkstätten für Maschinenbau, chemische Fabriken, Stärke- und Teig- Warenfabriken u. s. w. Mülhausen treibt einen starken. Handel mit Getreide, Wein, Quincaillerie- und

3. Theil 3 - S. 192

1880 - Stuttgart : Heitz
192 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Freunde aufgenommen, dafür würden seine Unterthanen von ihnen bis aufs Blut gepeinigt. Nur allein Stettin hatte man 10 Millionen abgepreßt. Matt- nähme den armen Leuten die Hemden vom Leibe. Viele überreichten statt des Geldes, welches sie nicht aufbringen konnten, den Offizieren ihre ganze fahrende Habe mit Thränen in den Augen. Die Auspfänder schätzten einen Zug Ochsen nicht höher als zwei Thaler und dafür müßten ihn die Bauern hingeben. Das Kriegsvolk behandle die Unterthanen mit grausamen Schlägen, verbrenne und verheere alles im Lande, beraube die Kirchen, hindere den Gottesdienst und werfe die Leichname den Hunden zur Speise vor. Jeder Rittmeister lebe in Pommern fürstlicher als Bogislav. Ganze Bezirke von sechs und mehreren Meilen wären in Einöden verwandelt u. s. w. Als die Stadt Stargard klagte, sie könnte die geforderte Summe nicht erschwingen, schrieb der General an den dortigen Hauptmann: „Damit Stargard sich zu beklagen desto mehr Ursache haben möge, so befehlen wir hiermit dem Herrn Hauptmann ernstlich, sich auf der Stelle alles dasjenige, was Stargard entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemd ausziehen müssen." Aehnliche Klagen ergingen auch von andern Fürsten, und alle -baten, besonders Maximilian von Baiern, daß der übermüthige Wallenstein abgesetzt würde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlichfühlende Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde am Hofe ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenstein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Ab-setzungsdecret. Nur war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde? Und wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunde Wallensteins (Graf Werdenberg und Freiherr Questenberg) wurden an ihn nach Memmingen, wohin er, um in der Nähe zu sein, gegangen war, abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freundlich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; denn sein Vemr hätte ihn schon von allem unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren," sagte er, i,hieraus könnt ihr sehen, daß ich euern Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schuld bei; aber es thut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. 'Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeordneten, wie froh der Kaiser, wie froh endlich alle Fürsten. — Dann ging Wallenstein aus seine Güter und wählte besonders

4. Theil 3 - S. 376

1880 - Stuttgart : Heitz
376 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland und Oestreich. züglich die Großen des Reichs, ja wohl auch die fremden Gesandten mit Geringschätzung zu behandeln und sie stets fühlen zu lassen, daß er der Alleinmächtige sei. Selbst der Kaiserin widersprach er oft und setzte ihren Wünschen wohl gar seinen Trotz entgegen. Seine Geldgier, wie seine Verschwendung waren grenzenlos; wie freigebig auch die Kaiserin ihn mit Reichthum überhäufte,*) so trug er doch kein Bedenken, auch Staatsgelder zu verschleudern, oder einen Gläubiger, anstatt ihn zu bezahlen, nach Sibirien zu schicken. Einmal versuchten seine Feinde, ihn zu stürzen, aber ohne Erfolg. Katharina hatte ihn nämlich zum Statthalter über die Halbinsel Krim oder Tannen gemacht und ihm eingeschärft, dieses ftuchtbare Land recht blühend zu machen! Er hatte sich auch dazu große Summen geben lassen, diese aber sür sich verwendet. Seine Feinde redeten daher der Kaiserin zu, eine Reise dahin zu unternehmen (1787), indem sie hofften, seine Betrügereien sollten dadurch an den Tag kommen. Aber er wußte sich auf eine sinnreiche Art zu helfen. Als Katharina sich mit großem Gefolge näherte, trieb er Menschen bis auf 40 Meilen weit herbei, ließ sie gut kleiden und stellte sie hier und da am Wege auf; sie mußten pflügen und fäen, oder Holz fällen u. s. w., um die Kaiserin zu überreden, daß das Land trefflich bevölkert und wohlhabend sei. Auch Herden wurden herbeigetrieben und mußten mehrmals vor der Kaiserin paradiren; denn des Nachts ließ er die Thiere auf Wagen weiter schaffen, damit sie am andern Tage noch einmal auftreten könnten. Ja, selbst schön gebaute Dörfer waren in der Nähe der Landstraßen zu sehen; aber ein Glück für ihn war es, daß die Kaiserin nicht auf den Einfall kam, sie besehen zu wollen; denn sie bestanden nur aus Bretterwänden, die bemalt waren. Auch zeigte ihr Potemkin reiche Magazine; aber die Kornsäcke waren mit Sand angefüllt. So gewissenlos wurde Katharina getäuscht, und während er sie so frech betrog, erschöpfte sie sich in Lobeserhebungen und Danksagungen, daß er ihre Be- *) Außer den ungeheuern Einkünften von seinen Gütern und Aemtern erhielt er von Katharina große Geschenke, z.b. regelmäßig jährlich 100,000 Rubel Zulage, an seinem Namens- und Geburtstag 100,000 Rubel, einen Degen für 60.000 Rubel, einmal statt des Ostereies den Alexander-Newsky-Orden mit den kostbarsten Diamanten, ein andermal bei Ueberbringung einer Siegesnachricht 100.000 Rubel und einen Lorbeerkranz von Brillanten und] Smaragden, der auf 150.000 Rubel berechnet] wurde u. s. w. Ja, er konnte so viel Geld aus den kaiserlichen Kassen erheben, wie er wollte.

5. Theil 3 - S. 379

1880 - Stuttgart : Heitz
Josephs Ii. Reformen. 379 Summen auf, sie zu unterstützen. *) Dafür wurde sie aber auch von ihren Unterthanen wie eine Mutter geliebt, und als sie starb (1780), war die Betrübniß allgemein. Joseph Ii., deutscher Kaiser von 1765—90, wurde nun Alleinherrscher der östreichischen Staaten. Er war ein Mann von Kraft und Talenten, und hatte durch Reisen seine Kenntnisse ausgebildet; denn er reiste nicht, wie die Fürsten gewöhnlich reisen, sondern im strengsten Jncognito, und verbat sich alle Festlichkeiten. Er komme nicht, pflegte er zu sagen, um zu tanzen, sondern um zu lernen. Ueberall sah er merkwürdige Anstalten, Fabriken und Sammlungen an, und was er für nützlich erkannte, führte er auch in seinen Ländern ein. Ueberhaupt hat es gewiß nie einen Fürsten gegeben, der es besser mit seinen Unterthanen meinte und einen ernstlichem Willen, sie glücklich zu machen, gehabt hätte. Um so mehr ist es zu bedauern, daß er gar zu hastig bei seinen Verbesserungsplanen verfuhr und nicht immer untersuchte, ob sie auch ausführbar waren. Daher kam es, daß dieser so brave und liebenswürdige Kaiser von den meisten seiner Unterthanen nicht nach Verdienst geschätzt wurde, und daß mit seinem Tode fast alle seine Einrichtungen wieder eingingen. So verbot er (1784) alle fremde Luxusartikel, namentlich alle fremde Weine. Nur die Leute, deren Gesundheit den Gebrauch derselben nöthig machte, erhielten die Erlaubniß, sie für sich einzuführen, aber gegen eine hohe Abgabe. Wer das Gesetz übertrat, wurde ohne Ansehen der Person schwer bestraft; so ließ er mehrere Male eine Menge fremder *) Eines Tages durchblickte sie die Rechnungen des Hospitals und die Kosten der Medikamente. „Lieber van ©mieten," sagte sie zu dem berühmten Arzte, der die Aufsicht über diese Anstalt führte, „die Medicinen kosten aber ganz entsetzlich viel Geld; kann Er denn nicht hin und wieder wohlfeilere anschaffen und brauchen?" — Van Swieten antwortete: „Ew. Majestät haben zu befehlen; wie es dann aber mit den armen Kranken stehen wird, weiß ich nicht." — „Nein, nein, lieber van Swieten," sprach die Kaiserin, „es war nicht so gemeint; ich dachte nur so. Wende Er nur die Medicinen so an, wie vorher, und sollte es nicht zureichen, so gebe ich noch von meinem Nadelgelde dazu." Kurz vorher, ehe sie ihren Geist aufgab, lag sie in einer Art von Reizlosigkeit mit geschlossenen Augen. Eine der umherstehenden Frauen antwortete auf eine Frage über das Befinden der Kaiserin: „Ihre Majestät scheinen zu schlafen." — „Nein," erwiderte sie, „ich könnte wohl schlafen, wenn ich wollte; aber ich fühle, meine Stunde kommt, und sie soll mich nicht im Schlafe überfallen. Wachend will ich meiner Auflösung entgegengehen." Eine eben so einfache als erhabene Aeußerung!

6. Theil 3 - S. 350

1880 - Stuttgart : Heitz
350 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. in andern Gegenden fehlte es wenigstens an Männern, so daß Weiber das Feld bestellen mußten. Manche Striche waren so darniedergetreten, daß man keine Spur von je angebautem Acker bemerken konnte. Ein Offizier schrieb, er sei durch sieben hessische Dörfer geritten und habe darin nur einen einzigen Menschen gefunden, und in den preußischen Staaten rechnete man an 30,000 Menschen, die durch die Russen und Franzosen wehrlos ums Leben gekommen waren.*) Wie viel war da nicht wieder gut zu machen! Wie viel wieder aufzubauen und zu vergüten! Nicht leicht hat ein Fürst so viel Fleiß auf die Emporbringung seines Landes gewandt als Friedrich. Es würde zu weit führen, alle seine trefflichen Einrichtungen aufzuzählen; hier nur einiges davon. Vor allem sorgte er dafür, den Ackerbau wieder emporzubringen. Das für den folgenden Feldzug aufgeschüttete Korn ließ er unter die verarmten Bauern vertheilen und gab ihnen auch die zum Dienst jetzt unnöthigen Artilleriepferde zurück. Sodann erließ er nicht nur den meisten heruntergekommenen Provinzen die Abgaben auf mehrere Jahre, sondern theilte von seinen Privatersparnissen selbst bedeutende Summen aus. Besonders wandte er viel darauf, unbebaute und morastige Gegenden urbar zu machen. Solche waren sonst an der Oder und an der Warthe in der Mark. Er ließ hier Gräben und Kanäle anlegen, Dämme auswerfen, und als alles endlich vollendet war und er von einem Damme des Oderbruchs die nun blühende Gegend übersah, rief er freudig aus: „Ich habe eine Provinz gewonnen!" Den Gutsbesitzern gab er ansehnliche Summen, entweder als Geschenk, oder als Darlehn ohne Zinsen, um damit ihre Güter zu verbessern. Für die Bauern hatte er eine große Vorliebe; er sprach gern mit ihnen und bestrafte jede willkürliche Bedrückung dieser Leute, die er erfuhr, mit Strenge. Wenn wohlfeile Zeiten waren, ließ er Getreide aufkaufen und in Magazinen aufschütten, und diese öffnete er, wenn Mißwachs eintrat. Dies war in den Jahren 1771 und 1772 der Fall. Die Jahre vorher waren so fruchtbringend gewesen, daß die Bauern an manchen Orten das Korn zum Theil auf dem Felde hatten umkommen lassen, weil sie die Menge nicht zu lassen wußten, und doch trat nun eine solche Noth ein, daß man allein in Sachsen 150,000 Menschen zählte, die durch Hunger *) Man kann annehmen, daß der siebenjährige Krieg über eine Million Menschen das Leben gekostet hat, wovon etwa 700,000 auf Deutschland kommen. Welch ungeheure Menschenverluste!

7. Theil 3 - S. 361

1880 - Stuttgart : Heitz
stempelacte. Zölle. 361 war, die Kosten ihrer Vertheidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus dem Handel mit ihren amerikanischen Colonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweisesten Maßregeln dazu ergriffen und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiderten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Engländer keinen Schilling Abgaben bezahlt, den nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unsern Willen auflegt. Oder laßt auch unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsere Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts zu furchten zu haben. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten (die Stempelacte), entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen handeltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Todten-kops, und mit der Inschrift: „Thorheit Englands und Untergang Amerikas!" Mit diesen Worten wurde sie in den Straßen von Neuyork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen die verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Acte eingeführt werden* sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in der einen Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit stand. Auf dem Begräbnißplatze hielt einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen durch England herbeigeführten Tod. Nach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Todtgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es, die Freiheit lebe noch, und der Sarg erhielt die Aufschrift; „Die wiederaufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestimmt. Alles ging hier mit Ruhe und Anstand zu. Aber nicht überall ging es so. Hier und da wurden die Verkäufer des Stempel-

8. Theil 3 - S. 362

1880 - Stuttgart : Heitz
362 Neue Geschichte. 3. Periode. Nordamerika. papiers gemißhandelt, und lieber brachten die Amerikaner gar keine gerichtliche Klage an, lieber machten sie die Handelsgeschäfte mündlich_ab, ehe sie sich des Stempelpapiers bedienten. Der Handel mit England litt dabei besonders, und die Gährnng wurde immer bedenklicher. Unter diesen Umständen hielten es die englischen Minister doch für das Klügste, die Verordnung wegen des Stempelpapiers wieder aufzuheben (1766), setzten aber gleich hinzu: sie gäben dabei ihr Recht, die Amerikaner zu besteuern, nicht auf. Im folgenden Jahre (1767) erschien auch schon eine neue Acte, nach welcher für das Einbringen von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß aus England von den Amerikanern eine Abgabe bezahlt werden sollte. Diesmal waren die englischen Minister fest entschlossen, nicht nachzugeben; aber eben so fest beschlossen auch die Amerikaner, sich nicht zu fügen. In Boston traten die Kaufleute zusammen, und faßten den Beschluß, außer einigen unentbehrlichen Waaren keine aus England einzuführen, und namentlich sich ohne die vier besteuerten Artikel zu behelfen, bis der Zoll aufgehoben sein würde. Diesem Beschlusse traten auch die andern Städte bei, und mit großer Selbstüberwindung blieben sie bei ihrem Vorsatze; eben so aber auch die Engländer, und als die Zollbeamten einst ein mit Wein beladenes Schiff wegen unrichtiger Angabe einem Kaufmanne in Boston wegnahmen, entstand ein gewaltiger Auflauf, bei welchem die Zöllner mißhandelt wurden, und mit Mühe der Ermordung entgingen. Statt durch Milde die aufgebrachten Gemüther zu beruhigen, vermehrten die Minister die Unzufriedenheit, indem sie einige Regimenter und mehrere bewaffnete Schiffe nach Nordamerika sandten, um die Zollbeamten in Ausübung ihres Amtes zu beschützen, und endlich gar befahlen, daß alle eines Verbrechens beschuldigte Amerikaner nach England zum Verhör geschleppt werden sollten. Jetzt waren die Gemüther anfs äußerste bewegt, und es fehlte nur an einer kleinen Veranlassung, um den Unwillen zum Ausbruch zu bringen. In England hatten indessen die Kaufleute, die bisher nach Amerika gehandelt.hatten, sehr gelitten, weil der Handel dahin ganz darniederlag, und sie brachten es durch ihre Klage dahin, daß die Minister jene Zölle 1770 aufhoben. Nur auf den Thee setzten sie eine kleine Abgabe, 2 Pence (1 V> Groschen) vom Pfunde. Das hätten die Amerikaner leicht geben können, hätten sie nicht dadurch den Engländern das Recht, sie zu besteuern, eingeräumt. Sie vereinigten sich also, keinen Thee von den Engländern zu

9. Theil 3 - S. 7

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Ablaßzettel. Tezel. 7 und erklärte, er sei noch gar nicht der Mann, dem eine solche Auszeichnung gebühre; und das alles nicht aus Ziererei, sondern aus reiner Bescheidenheit. Endlich mußte er doch nachgeben und wurde von nun an in Wittenberg gemeinhin der Doctor genannt. Nun war erst des Studirens kein Ende; denn er wollte doch seiner Würde auch Ehre machen, und mit emsigem Fleiße suchte er das nachzuholen, was er in seiner Jugend nicht hatte lernen können. Wäre das so geblieben, so würde er zwar immer ein tüchtiger Professor und Prediger geworden sein, aber nicht das Außerordentliche gewirkt haben, wozu ihn die göttliche Vorsehung bestimmt hatte. Aber ein Vorfall gab seinem Geiste plötzlich eine ganz neue Richtung. Ein Dominicanermönch, Namens Johann Tezel aus Leipzig, reiste damals in ganz Deutschland umher, um Ablaßzettel zu verkaufen, und kam damit bis Jüterbogk, vier Meilen von Wittenberg. Die Päpste hatten nämlich schon seit langer Zeit gelehrt, jeder Mensch müsse eigentlich für seine Sünden ewige Pein leiden; diese könnte ihm aber abgekürzt werden, wenn er schon hier auf Erden Buße dafür leide. Nur die Priester hätten das Recht, die Strafe aufzulegen oder zu erlassen, und wenn ein Mensch recht gute Werke gethan, d. i. zum Besten der Kirchen und Klöster Geld gezahlt hätte, so wären sie auch geneigt, ihm seine ewige Strafe abzukürzen und ihm vom Verdienste Jesu und der Heiligen einiges zuzuschreiben. Daher war bestimmt worden, daß gewisse Vergehungen mit Geld gebüßt, d. i. daß statt der für manche Sünden auferlegten Büßungen Geld bezahlt werden konnte. Das nannten sie Ablaß. Anfangs war dies Geld zu guten Zwecken angewendet worden; bald aber hatten schlechte Päpste es zur Vermehrung ihrer Einkünfte gebraucht. Es war dabei nur darauf abgesehen, den armen bethörten Leuten ihr Geld aus der Tasche zu locken. Schon im Jahre 1300 hatte der Papst Bonisaz Viii. bekannt gemacht, daß alle Christen, die in diesem Jahre nach Rom kämen und von ihm Ablaß kauften, ganz besonders gut daran thun würden; denn dieser Ablaß wäre kräftiger als jeder andere. Ein solches Jahr nannte man ein Jubel- oder Ablaßjahr; es sollte nur alle 100 Jahre vorkommen. Wirklich zog auch eine unglaubliche Menge nach Rom und kaufte den theueren Ablaß; der Papst hatte aber seinen Schatz gut gefüllt. Den folgenden Päpsten dauerte der Zeitraum von 100 Jahren zu lange; wenige konnten ja auch so ein fettes Jahr erleben, und so wurde denn alle 50,

10. Theil 3 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 53 gierung, jetzt, da er sich ausruhen will, so weit gebracht ist, daß selbst die Diener ihn verlassen haben und er dir, der ihm sonst gedient hat, selbst dient und das Licht vorträgt." Auch den ausbedungenen Jahrgehalt zahlte ihm Philipp höchst unordentlich aus, so daß Karl manchmal an den für seine kleine Hofhaltung erforderlichen Geldmitteln Mangel litt. In San Juste lebte er in einem freundlichen Wohnhause, welches er sich neben dem Kloster hatte bauen lassen, ganz einsam, und brachte den Tag abwechselnd mit Beten, Drechseln, Uhrmachen und Gartenarbeit zu. Endlich kam er auf die sonderbare Idee, noch bei seinem Leben ein feierliches Todtenamt halten zu lassen, als wenn er gestorben wäre. Er legte sich in einen offenen Sarg und ließ diesen von den Mönchen in die schwarz ausgeschlagene Kirche tragen, Trauerlieder singen und Seelenmessen lesen. Rings umher brannten Wachskerzen und eine Trauermusik hallte schwer-müthig durch das hohe Kirchengewölbe. Das alles machte einen tiefen Eindruck auf sein Gemüth, daß er wenige Tage darauf (1558) wirklich starb. Noch ist zu erwähnen, daß unter seiner Regierung der nachher so berüchtigte Orden der Jesuiten entstanden ist, von einem spanischen Ritter, Ignaz von Loyola, gestiftet. Die Einrichtung dieses Ordens, dessen Ausgabe hauptsächlich die Bekämpfung der Reformation war, war ungefähr folgende: ein General stand an der Spitze: ihm mußten die Mitglieder, zu denen man nur entweder sehr listige, oder gelehrte, oder reiche, oder mächtige Männer nahm, nicht nur streng gehorchen, sondern auch von allem, was sie erfuhren, Nachricht geben. Der Orden kämpfte zum Theil mit Waffen, welche er der Reformation selbst entlehnt, aber zu seinem Gebrauch umgeformt hatte. Er erklärte die Verbesserung des Volkslebens durch das Christenthum für seine Hauptausgabe, welche durch eine Neubelebung der kirchlichen Heilsanstalten erreicht werden müsse. Wo sie als Priester Eingang fanden, wurde der alte kirchliche Schlendrian stets verlassen. Dafür brachten sie einen zweckmäßigen, geordneten und dabei doch das Volk sinnlich mehr noch wie früher ergreifenden Gottesdienst mit kluger Vermeidung alles Anstößigen, häufiges Predigen in der Landessprache, pflichteifrige Verwaltung der Sacramente; besonderes Gewicht aber legten sie auf eine sorgfältige Handhabung der Beichte. Mit der Kirche setzten sie die Schule in engste Verbindung und zwar nach einem umfassenden Maßstabe: indem der ganze
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